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Mittwoch, 2. Oktober 2013

Küsse vor Kasernen



Dass sich frisch vermählte Hochzeitspaare auf der Hauptflaniermeile in der Altstadt von Košice ablichten lassen, ist hier nichts Ungewöhnliches. Samstags stolziert die Braut im weißen Kleide über das Kopfsteinpflaster der Hlavná vor der romantischen Kulisse der singenden Fontänen, an den Treppen des Staatstheaters oder am Springbrunnen im Park. Ein mehrköpfiges Fotografenteam und den Bräutigam hat sie dabei im Schlepptau. Letzterer hat seinen großen Auftritt bei der Überquerung des Wasserlaufs.




Im neueröffneten Kasárne/Kulturpark ist in diesem Spätsommer ein Ruhepol unweit der Altstadt entstanden. An den letzten warmen Tagen des Jahres tummeln sich Pärchen und Jugendliche auf dem frischverlegten Rollrasen. Nicht nur Hundebesitzern bietet das grüne Areal neue Ausgehmöglichkeiten. Auch Hochzeitspaare haben den Charme des ehemaligen Militärgeländes bereits für sich entdeckt. Vor der gläsernen Fassade der künftigen Cafeteria küssen sich die gerade Getrauten unter Blitzgewitter. Unter Linden und Kastanien tanzen sie auf den Holzbühnen im Park ihren ersten Hochzeitswalzer.

Neue Kulissen sind im Kulturhauptstadtjahr entstanden. Allmählich scheinen die Kaschauer mit dem neuen Kulturpark warm zu werden. Und die Hochzeitspaare können sich auch hier, weitab vom Stadttrubel, ihrer Zuschauer sicher sein…


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Montag, 19. August 2013

Vom singenden und fliegenden Vogel Iva Bittová


Im Rahmen des Sommerfestivals in Kaschau "Leto v parku" (Sommer im Park), gab die tschechische Sängerin, Komponistin und Violinistin Iva Bittová zusammen mit der Gruppe Čikori am vergangenen Samstag ein Konzert auf dem ehemaligen Kasernengelände (Kasarne/Kulturpark). Iva Bittová ist eine international bekannte Künstlerin. In ihrer Heimat ist sie eine bedeutende Erscheinung in der alternativen Szene.

Mit einer Mischung aus Jazz, Folklore, Klassik und Klängen aus dem Urwald verzauberte die Künstlerin nicht nur mich mit ihrem kindlichen Charme. Ihre Einlagen als singender und fliegender Vogel sind einmalig. Viele junge Kaschauer sangen ihre Lieder lauthals mit. An ihren lächelnden Gesichtern war zu erkennen, dass sie als Kinder mit Musikkassetten Iva Bittovás aufgewachsen sind…Für mich war sie eine echte Entdeckung.

  

Iva Bittová wurde 1958 in Bruntál in Mähren geboren, beide Elternteile waren Musiker. Ihr Vater, Koloman Bitto, der seiner südslowakischen Heimat sehr verbunden war, konnte nahezu jedes Instrument spielen, sowohl im klassischen Stil als auch in der Folklore. Er gab sein Talent an Iva und ihre beiden Schwestern weiter.

In ihren jungen Jahren erhielt Iva Ballett- und Geigenunterricht. Im südmährischen Brünn besuchte sie ein sogenanntes "Konservatorium", eine Mittelschule in Tschechien und der Slowakei mit musischem Schwerpunkt. Bereits während ihrer Schulausbildung spielte sie in dem experimentellen Theater in Brünn "Gans an der Schnur". Später trat sie im Fernsehen sowie in verschiedenen Filmen auf und arbeite als Theaterschauspielerin.

Nach dem frühen Tod ihres Vaters entschied sie sich, als Musikerin und Komponistin, in seine Fußstapfen zu treten. Sie konzentrierte sich fortan verstärkt auf ihre musikalische Ausbildung und begann ab 1982 Geige zu studieren. 

Nachdem 17 Jahre lang die ländliche Region bei der Stadt Brünn ihr Zuhause gewesen war, übersiedelte sie 2007 in die USA. Dort lebt sie im grünen Hinterland News Yorks im Hudson-Tal. Ihr 1991 geborene Antonín ist ebenfalls Musiker.

Mehr Infos zu ihrer Musik und ihren aktuellen Konzerten gibt es hier.  Noch mehr zu sehen und zu hören hier.


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Sonntag, 11. August 2013

Košice 2013 EHMK – eine große Unbekannte


Viereinhalb Monate lebe ich nun schon in Košice. Höchste Zeit darüber zu schreiben, was die Kaschauer wirklich über ihren Titel als Kulturhauptstadt denken. Ein Stimmungsbericht.


Ende März, als ich mitten im trüben Regenwetter mit dem Nachtzug im Bahnhof von Košice landete, war die Stadt in einem schwerfälligen Grau versunken. Die Bahnhofshalle wirkte durch die Großbaustelle wenig einladend (und ist es bis heute noch). Mit dem Auto fuhr mein Großvater Slalom zwischen den vielen Schlaglöchern, die auf der Straße ein lustiges Flicken-Muster gebildet hatten. Der vom harten Winter aufgeplatzte Asphalt sorgte für allgemeine Empörung unter den Einwohnern, die mit wachsender Skepsis beobachteten, was seit Januar in ihrer Stadt vor sich ging.

Auf übergroßen schwarzen Plakaten mit Astronautenfiguren kündigte sich unter dem pinkfarbenen Akronym EHMK (Europäische Kulturhauptstadt Košice) eine große Unbekannte an. Mit diesem Titel verbanden die Einwohner von Košice anfangs die unzähligen Baustellen, die seit Juli letzten Jahres das Stadtbild und die Geräuschkulisse prägten. 

Kein guter Start. Doch vermutlich verankert sich im Gedächtnis der Bürger immer zunächst der Baulärm, der das Kulturhauptstadtjahr ankündigt. Mit Angst und Schrecken bemerkten die Einwohner, dass ihre Straßen und Parks „zerstückelt seien“, als tobe sich gerade ein wild gewordenes Ärzteteam aus Brüssel in ihrer Heimat aus.



Noch bis Ende April waren deutlich mehr Baggergeräusche als Stadtmusikanten zu vernehmen. Die 7,5 Millionen teure Kunsthalle und der Kasarne/Kulturpark, für den allein 24 Millionen Euro aus den Mitteln der EU-Fonds fließen, sind die kostspieligsten Projekte des Jahres. Dass die Umbaumaßnahmen erst im Sommer vergangenen Jahres begannen, sorgte für allgemeines Unverständnis. Mitunter wird die Bergung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg als Verzögerungsgrund für die beginnenden Arbeiten im Kulturpark genannt.


Doch je öfter Eröffnungstermine verschoben wurden, desto mehr argwöhnten die Einwohner, dass die Projekte dieses Jahr gar nicht mehr fertig gestellt würden. Das über drei Hektar große ehemalige Kasernengelände sollte noch in diesem Sommer in einen Kulturpark umgewandelt werden. Die offizielle Eröffnung wurde vor kurzem erneut auf September verschoben, auch wenn das Festival „Leto v Parku“ (Sommer im Park) auf selbigem Areal bereits seit Anfang August auf vollen Touren läuft. Drei ehemalige Kasernengebäude werden in multifunktionale Räumlichkeiten für Kunst, Tanz und Theater umfunktioniert. Zudem sollen Nachwuchskünstler und junge Kreative dort bald zu günstigen Tarifen Büros und Ateliers mieten können. Gleich vor Ort sollen sie Ideen austauschen, Netzwerke bilden.

So einfach und vielversprechend das klingt, so wenig können in Wahrheit alteingesessene Einwohner mit Termini wie „Kulturinkubator“ oder „Kulturpark“ anfangen. Neulich wurde ich Zeugin einer heftigen Debatte über den Unsinn, einer Ausstellungshalle in der Ostslowakei den deutschsprachigen Namen „Kunsthalle“ zu geben, wo doch die große Bevölkerungsmehrheit mit diesem Begriff nichts anfangen könne. Ich verteidigte daraufhin die „Kunsthalle“ mit aller Vehemenz, trägt sie doch den international üblichen Titel einer Galerie mit wechselnden Ausstellungen ohne hauseigener Kunstsammlung. Doch das wollten meine Gesprächspartner schon gar nicht mehr hören. 

Die häufig wiederkehrende Schelte der lokalen Bevölkerung lautet, die Aktivitäten der Kulturhauptstadt seien auf die Mitarbeiter des Organisationsteams zugeschnitten, statt auf die Interessen und Bedürfnisse der Einwohner einzugehen. „Da hat man irgendwelche Clowns an Positionen gesetzt, die gar keine Ahnung haben von den Menschen in Košice und von der Geschichte der Stadt“, höre ich hier des Öfteren. Die wachsende Distanz zwischen „denen“ und „uns Bürgern“ ist spürbar. Viele Menschen vor Ort fühlen sich schlichtweg nicht integriert oder angesprochen vom Programm der Kulturhauptstadt.

Die multikulturelle Stadt Košice. So gern sie dieses Bild von sich verkauft, so unsichtbar sind einige hier lebende Minderheiten auf den städtischen Bühnen. Nach Veranstaltungen zur deutschen und ungarischen Geschichte der Stadt sucht man vergeblich im offiziellen „Programm booklet 2013“. Dabei ist bekannt, dass die Stadt Košice seit dem 11. Jahrhundert dem Ungarischen Königreich angehörte, und das bis ins Jahr 1918. Die „villa Cassa“, die 1230 erstmalig urkundlich erwähnt wird, ist aus einer slawischen/slowakischen und einer deutsch-flämischen Siedlung entstanden. Von der Geschichte der deutschen Siedler in der mittelalterlichen Stadt Kaschau und ihrer Bedeutung weiß heute kaum jemand.

Im August des Jahres 2013 schreitet das Kulturhauptstadtjahr allmählich auf sein letztes Drittel zu. Nicht nur Menschen unter den älteren Generationen, selbst viele junge Kreative fragen sich ernsthaft: „Was wird mit all den neu initiierten Projekten nach Ablauf des Jahres 2013 geschehen?“ Sie befürchten, dass die „nachhaltigen“ Projekte, wie die Verwandlung alter Wärmespeicher in Kulturzentren, nach Ablauf des Jahres wieder ungenutzt sein werden.

Ein ehemaliger Pferdestall wird zur Galerie im Kasarne/Kulturpark

Kaum jemand der Einwohner traut der Stadtverwaltung zu, die vielen neuen kulturellen Gebäude, die der Öffentlichkeit dienen sollen, langfristig finanzieren und mit Leben füllen zu können.

Woher kommt diese große Skepsis der Bürger von Košice? Warum sind sie so wenig enthusiastisch?  

neues Kulturzentrum Važecká
Die Angst vor neuartigen Projekten, die in dieser Form erstmalig auf slowakischen Boden entstanden, ist verständlich. Nirgendwo sonst glitzern gläserne Pavillons auf einem ehemaligen Kasernengelände, in dem nun Workshops für Laienkünstler stattfinden werden. Nirgendwo sonst landete ein Asteroid in einer Plattenbausiedlung am See. Nirgendwo sonst planschen in einem ehemaligen Schwimmbecken Skulpturen namhafter Künstler.

Das alles ist ein Novum, eine große Unbekannte. Die Stadt verändert ihr Gesicht in diesem einen Jahr so rasant wie noch nie zuvor. Kaschau und ihre Menschen gehen ein echtes Wagnis ein, obgleich ein großes Misstrauen vorherrscht gegenüber der Politik, dem Staat sowie der Administration – nicht zuletzt zählt für die Bürger auch die kulturelle Non-Profit-Organisation Košice 2013 EHMK dazu. Dieses starke Misstrauen gegenüber den Obrigkeiten ist sicherlich historisch bedingt. Über 40 Jahre Kommunismus hinterlassen auch 23 Jahre nach dem Zusammenfall des Ostblocks seine Spuren. 

Die Skepsis der Menschen gegenüber staatlichen Organisationen findet man vermutlich in der ganzen Slowakei. Doch speziell in Košice hat sie einen noch pikanteren Beigeschmack: Gerade die älteren Einwohner von Kaschau gehörten in ihrem einen Leben gleich mehreren politischen Systemen an. Da wird sie das Kulturhauptstadtjahr auch nicht mehr von den Socken reißen. Meine Großmutter sagte einmal: „Unsere Familie lebte in fünf Republiken: wir waren zunächst Ungarn, dann für kurze Zeit Tschechoslowaken, später wurden wir wieder zu Ungarn. Irgendwann plötzlich waren wir nicht mehr erwünscht. Schließlich waren wir alle gleich und jetzt sind wir alle frei.“ Wer so viele politische Umbrüche und Regimewechsel miterlebte, ohne sich dabei auch nur einen Schritt vom Fleck zu bewegen, dem sei ein Hang zur Skepsis und etwas mehr Eingewöhnungszeit gewährt…

Über die Skepsis siegte zuletzt doch die Neugier: Am 3. August, dem Auftakt des Sommerfestivals „Leto v Parku“ (Sommer im Park), drängten sich zweitausend Einwohner auf dem ehemaligen Kasernengelände, dem neuen Kulturpark. Die Musik der Bands lockte sie auf den großzügigen Platz, die Wiesen sowie in die frischrenovierten Hallen und Ausstellungsräume. Mit einem derartigen massenhaften Andrang hatten die Organisatoren selbst nicht gerechnet. 

Den Kaschauern wünsche ich, dass ihr Wagnis gelinge und sie lange noch vom Kulturhauptstadtjahr profitieren werden. Vieles verändert sich, so viel Neues ist hier möglich. Das spüre ich täglich. Um mit den Worten des römischen Kaisers Marc Aurel (121-180) abzuschließen: Das Universum ist Veränderung, unser Leben ist, was wir daraus machen...“




Nachtrag

Das Festival „Sommer im Park“ ereignet sich in Košice bereits das fünfte Mal in Folge, diesmal erstmalig auf dem rekonstruierten Gelände des Kasarne/Kulturparks. Zahlreiche Konzerte sowie Filmvorführungen, Theater- und Literaturveranstaltungen finden vom 3. bis zum 25. August statt. (Programm des Festivals.) 

(lediglich auf Slowakisch - schade, dass es für Schlüsselprojekte der Kulturhauptstadt, wie Kasarne/Kulturpark oder die Kunsthalle Košice (HUK), keine englischsprachigen Internetauftritte gibt!)

Der Kasarne/Kulturpark (kurz vor der Eröffnung)
 

 


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Mittwoch, 10. Juli 2013

Wo ist Tony Cragg ?



Neulich lernte ich mitten auf der Fußgängerzone von Košice Jiri Svestka kennen, den Galeristen des britischen Bildhauers und bildenden Künstlers Tony Cragg. 

Der Galerist mit graumeliertem Haar und markanter Brille war etwas in Eile, erklärte mir jedoch in wenigen Sätzen, er bereite die Eröffnungsausstellung Tony Craggs in der Kunsthalle/Hala umenia Košice (HUK) vor. Auch der Künstler selbst werde zu dieser Vernissage anreisen, verriet er und war schon verschwunden.

Alle Kaschauer warten bereits seit Monaten auf diese Eröffnung. Die Kunsthalle/Hala umenia Košice (HUK) ist eines der Schlüsselprojekte des Kulturhauptstadtjahres. Rund 7 Millionen Euro kostete die Verwandlung des maroden Schwimmbads in eine multifunktionale Ausstellungshalle. Seit Jahren war sie ungenutzt. Mehrfach wurde der Eröffnungstermin verschoben. Zunächst verlautete die Firma OHL ŽS zum Start der Umbaumaßnahmen im vergangenen Sommer, sie würde alles daran setzen die Rekonstruktion bis zum Ende des Jahres 2012 fertig zu stellen. Wenig später wurde deutlich, dass der fünfmonatige Zeitplan nicht zu realisieren sei, da die Hallendecke einzubrechen drohte. Der neue Fertigungstermin wurde auf den Frühjahr 2013 verlegt.

Im Mai 2013, zur Blütezeit des Kulturhauptstadtjahres, waren allerdings immer noch deutlich mehr Baggergeräusche als Straßenmusikanten in der Stadt zu vernehmen. Die Parks, der Kasarne/ Kulturpark sowie die Kunsthalle versteckten sich hinter Erdhaufen und Absperrfähnchen. Die Kritik der lokalen Medien nahm stetig zu und die Bürger von Košice bemerkten zähneknirschend, dass man den Touristen in der slowakischen Kulturhauptstadt bislang einzig Baustellen präsentieren könne. 

Entsprechend groß war der Ansturm nun zum Eröffnungstermin der Kunsthalle am vergangenen Mittwoch, dem 3. Juli. Alle kamen. – Alle bis auf Tony Cragg. 

Foto: Michael Graf (archigraf.de)
Gemeinsam mit zwei weiteren internationalen Künstlern ist Tony Cragg der erste, der in der Kunsthalle von Košice ausstellt. Er zählt zu den bedeutendsten und kühnsten Bildhauern der Gegenwart und gewann zahlreiche internationale Auszeichnungen für seine Arbeit, wie den Turner Prize 1988 und dem Praemium Imperiale 2007. Der gebürtige Liverpooler lebt und arbeitet seit 1977 in Wuppertal. Bis zuletzt war er Rektor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Keine Frage, Tony Cragg ist der große Star der neuen Kunsthalle. Nur war von ihm an jenem Abend weit und breit keine Spur. 

Auch ich betrat am Eröffnungstag die fertig restaurierte Kunsthalle zum ersten Mal und lauschte mit gespitzten Ohren den Reaktionen der Besucher. So Vieles war im Vorfeld über die unfertige Kunsthalle berichtet, geschrieben und kritisch bemerkt worden. Was sagten die Leute jetzt?


Zunächst war es – abgesehen von der elektronischen Musik, die durch die Halle schwang – merkwürdig still. Stille – ein gutes Zeichen? Ähnlich der bedächtigen Stille, die eintritt, wenn man nach einer langen Wanderung mit einem gewaltigen Panorama belohnt wird. Dann vernahm ich die erste, fast zögerliche Bemerkung eines mir bekannten Grafikers: „Ich bin wirklich überrascht. Auf den 3-D-Animationen konnte man die Räumlichkeiten der Kunsthalle ja bereits erahnen, aber so beeindruckend hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt!“

Ja, beeindruckend großzügig ist der Ausstellungsraum gestaltet. Dabei sind nicht wenige Elemente der ehemaligen Schwimmhalle erhalten geblieben. Ich stehe auf Zehenspitzen auf der siebten Stufe der Treppe und sehe hinab auf die Startblöcke am Beckenrand. Mein Blick schweift über das 25-Meterbecken, bis hin zur verglasten Wand, die die Sicht auf das glitzernde Türkis des Außenbeckens gewährt. 

Im hohlen Betonbecken sowie in den Seitenflügeln haben einige wenige Skulpturen des Bildhauers Tony Cragg Raum ihre Wirkung auszuüben. Die unzähligen milchigen Glasgefäße verlieren sich fast auf dem grauen Grund. Es scheint, als schwebten sie im Wasser. 


Die Kunsthalle präsentiert zeitgenössische Werke slowakischer sowie internationaler Künstler. Im Gegensatz zu einem Museum wird sie keine eigene Sammlung beherbergen. Hier sollen neben wechselnden Kunstausstellungen auch multimediale Veranstaltungen, Theater- und Tanzaufführungen stattfinden. Ich stelle mir die Halle im Dunkeln vor: eine Lichtshow findet statt. Die Besucher sind um das Becken versammelt. Tänzerinnen in glitzernden blauen Gewändern rauschen bei dramatischer Geigenmusik und Elektrobeats durch die Vertiefung.

Tony Cragg ist zu seiner eigenen Ausstellungseröffnung nicht erschienen. Gerüchte verlauten,
dem Herrn, Jahrgang 1949, sei es schlichtweg zu heiß in Košice. Jiri Svestka verrät mir den wahren Grund seiner Abwesenheit: „Tony meint, er könne nach dem Louvre doch nicht in einem Swimmingpool ausstellen.“ Der tschechische Galerist sagt dies seufzend mit verschränkten Armen, er zieht das Wort S-w-i-m-m-i-n-g-p-o-o-l merkwürdig in die Länge. Svestka wirkt erschöpft. Vermutlich hat er eine Woche erfolgloser Überzeugungsarbeit hinter sich. Hätte eine Ausstellung in einer neuen Kunsthalle in einem entwässerten Hallenbecken wirklich dem Renommee des berühmten Künstlers geschadet? Jiri Svestka zuckt mit den Schultern. 

Wie dem auch sei: Tony ist nicht hier. Vermutlich bastelt er gerade in seiner Wuppertaler Werkstatt an einer neuen Skulptur aus Kunststoff, Glas oder Metall. Ich jedenfalls bin begeistert von dem neuen Raum. Košice hat nun eine eigene Kunsthalle, die bislang erste und einzige auf slowakischem Boden. 

Die Kunsthalle öffnet an sechs Tagen die Woche. Bis auf montags ist sie täglich von 11:00 – 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist bis zum 25.8.2013 kostenlos. Mehr Informationen auf der Homepage. (Schade, bislang nur auf Slowakisch – dabei ist ein internationales Auftreten doch die Basis ihres Konzeptes!)
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