Ich stehe auf Zehenspitzen und
lehne mich heraus aus dem Fenster meiner Dachwohnung. Wenn die Nacht über
Košice hereinbricht, setzt ein bedächtiges Rauschen über den Dächern ein. Der Umriss der gotischen Elisabethkirche zeichnet sich gespenstisch ab vor
dem Halbdunkel der beleuchteten Straßen der Altstadt.
In der Ferne vernehme ich
das Rattern vorbeifahrender Züge, ab und zu ein leises Brummen und Knattern der
Straßenbahnen. Sonst ist nichts zu hören. Keine menschliche Stimme, kein Gelächter, kein Klappern
von Stöckelschuhen auf Pflasterstein dringt zu mir vor. In der abendlichen
Stille tritt dieses summende, monotone Rumoren ein, als brodele es ganz leise
in der Tiefe eines Suppentopfes.
Aussicht auf die Dominikanerkirche |
Diese besondere Akustik verdankt
Košice seiner Lage im Talkessel der Westkarpaten am Ufer des Flusses
Hernad.
Um den historischen Kern der Stadt türmen sich Plattenbausiedlungen auf den hügeligen Rändern des Tales, die Košice wie eine Stadtmauer beschützen. Die weiß-grauen Betonbauten sind im Zuge des sprunghaften Bevölkerungswachstums seit den 1960er Jahren entstanden und wirken wie wüst aufgestellte Dominosteinhaufen.
Um den historischen Kern der Stadt türmen sich Plattenbausiedlungen auf den hügeligen Rändern des Tales, die Košice wie eine Stadtmauer beschützen. Die weiß-grauen Betonbauten sind im Zuge des sprunghaften Bevölkerungswachstums seit den 1960er Jahren entstanden und wirken wie wüst aufgestellte Dominosteinhaufen.
Morgens kocht der Topf über. Da
ist zunächst ein durchdringend sägender Ton, der durch die Wand zu meinem
Nachbarn dringt und mich weckt. Dann erklingen die Tonleitern aus der
Musikhochschule von der gegenüberliegenden Straßenseite. Geigen, Klarinetten
spielen ihre Morgenübung.
Sobald die Stadt erwacht,
verwandelt sich der leise brodelnde Kessel in einen dröhnenden Moloch, aus dem
jedes Hupen, jede Sirene vielfach verstärkt wiederhallt. – Ein Hauch von Los
Angeles in Košice…
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